Starting Linedance

Tanzschule? No! Linedance? Yes?

Gleich vorweg:

Neue Interessenten, die bereits Tänze in der Tanzschule gelernt haben, erlernen Linedance oft schneller als andere und tanzen auch sehr sicher - so die bisherige Erfahrung.

Jedoch ...

Hast du eine Tanzschule besucht? ist eine meiner ersten Fragen, wenn jemand neu kommt. Und wie war es für dich? Tatsächlich sind nicht mal wenige dabei, die mit dem Unterricht in der Tanzschule nicht klar gekommen sind, aber Linedance ohne Probleme erlernen.
Wiederholt wurde mir berichtet, dass die Hilfe durch den Tanzlehrer hieß: Du musst den Rhytmus aufnehmen!, gefolgt von einem Einzählen, nach dem die Schritte zu tanzen waren. Und genau damit waren die betreffenden Personen nicht klargekommen. Einen Tanz haben aber fast alle in der Tanzschule gelernt: den Walzer, vielleicht noch Foxtrott. Stellt sich natürlich die Frage, wieso nur den Walzer und andere Tänze nicht?
Tanzschul-Gescheiterte glauben häufig, sie haben kein Talent zum Tanzen. Das halte ich inzwischen für einen bedauernswerten Irrtum.
Bei einem Diskofox-Workshop mit gestandenen Tanzlehrern ist mir ein Licht aufgegangen. Der Grundschritt besteht aus sechs Einzelschritten. Unsere Tanzmusik hat aber in der Regel 2-Viertel- oder 4-Viertel-Takt. Instinktiv versuchen Neulinge aber, die Schrittfolge bei jedem neuen achten oder vierten Schritt von vorn zu beginnen - was bei 6 Schritten natürlich nicht funktioniert.
Diesem Instinkt kommt der Walzer entgegen: wir haben genau 3 Schritte auf Musik im 3-Viertel-Takt. Und Linedance? Da werden Schritte in Gruppen zu jeweils acht Takten zusammengefasst (eine Sektion), was mit einem 2/4 oder 4/4-Takt hervorragend harmoniert. Jede Sektion beginnt also instinktiv an der richtigen Stelle.

Das Auffüllen von 3-Schritt-Folgen

Viele unserer Schrittkombinationen bestehen aus drei Schritten. Damit das mit dem Musiktakt aufgeht, wird ein vierter Schritt hinzugefügt. Beispiel:
Grapevine, Brush (rechts und links)
1 - 4 RF Schritt zur Seite, LF hinter RF setzen, RF Schritt zu Seite, LF Brush
5 - 8 LF Schritt zur Seite, RF hinter LF setzen, LF Schritt zu Seite, RF Brush
In diesem Beipiel wurde mit je einem Brush auf 4 Counts aufgefüllt - solche und ähnliche Schrittfolgen kennen wir bereits von den ersten Anfängertänzen.

Nun versuchen wir mal Folgendes:

Step-Lock-Step rechts, Step-Lock-Step links, Hold 2x
1 - 4 RF Schritt, LF hinter RF kreuzen, RF Schritt, LF Schritt
5 - 8 RF hinter LF kreuzen, LF Schritt, Hold, Hold
Diese Sequenz, für Linedance untypisch (aber nicht ausgeschlossen), fühlt sich deutlich schwerer an und man ist geneigt, statt dessen folgendes zu tanzen:
Step-Lock-Step, Hold (rechts und links)
1 - 4 RF Schritt, LF hinter RF kreuzen, RF Schritt, Hold
5 - 8 LF Schritt, RF hinter LF kreuzen, LF Schritt, Hold
Wer meint, das sei alles kein Problem, der tanze bitte Walzer zu 4/4-Takt, aber nicht mit Pausen auffüllen!

Aufsetzpunkte vs. zeitliche Länge

Walk, Walk, Shuffle forward
1 , 2 RF Schritt nach vorn, LF Schritt nach vorn
3 & 4 RF Schritt nach vorn, LF Schritt neben RF setzen, RF Schritt nach vorn
Betrachten wir diese Schrittfolge mal ganz genau. Die ersten beiden Schritte werden im Grundtakt ausgeführt. Bei 1 setzen wir mit dem rechten Fuß auf, bei 2 setzen wir mit dem linken Fuße auf. Es wird also ganz genau erklärt, zu welchem Takt welcher Fuß aufgesetzt wird.
Bei 3 & 4 müssen wir uns schneller bewegen, da der Schrittkombination Shuffle auch nur zwei Takte zur Verfügung stehen. Geben wir mit Zählen den Takt vor, sprechen wir langsam eins - zwei - dann aber schnell: drei und vier Folglich sind wir geneigt zu sagen, diese Folge besteht aus zwei langsamen und drei schnellen Schritten.

Slow & Quick

Es gibt noch eine andere Möglichkeit, Schritte anzusagen, öfter gesehen in Videos von Tanzschulen.
Statt Zahlen für die Taktvorgabe werden die Worte Slow für langsamen Schritt und Quick für schnellen Schritt verwendet. Dabei hört sich dieselbe Schrittfolge ganz anders an, nämlich Slow - Slow - Slow Quick Quick Es werden drei langsame und zwei schnelle Schritte gesehen - wie kommt es zu diesem Unterschied?
Bei diesem System wird mit den Worten Slow und Quick die zeitliche Länge eines Schrittes angesagt.
Der erste Schritt (1) dauert genau einen Grundtakt bis zum Aufsetzen des Fußes, also Slow. Im selben Moment startet der zweite Schritt (2) mit Abheben des Fußes und dauert ebenfalls einen Grundtakt bis zum Aufsetzen, also wieder Slow. Dieselbe Zeit gilt für Schritt 3 vom Anheben des Fußes bis zum Aufsetzen, also nochmal Slow. Von 3 bis & steht nur die halbe Zeit zur Verfügung, der linke Fuß muss schnell neben den rechten gesetzt werden, also Quick. Um danach den rechten Fuß wieder nach vorn zu setzen (von & bis 4) steht ebenfalls nur die halbe Zeit zur Verfügung, daher Quick.

Fazit

Es ist also ein Unterschied, ob die Counts (Aufsetzmomente der Füße)) oder ob die Ausführungsdauern der Schritte (die Zeit zwischen den Takten und Zwischentakten) angesagt werden.