Wolfgangs Linedance

Choreographien

Choreographien für Linedance werden über Schrittbeschreibungen (Stepsheets) vermittelt.

Struktur einer Choreographie

Am Anfang stehen
  • Tanztitel,
  • wieviel Counts, das sind Grundtakte in einem Durchgang,
  • Anzahl Walls (Wände), an denen die Durchgänge beginnen (max. 4)
  • Choreograph,
  • Musiktitel,
danach folgt die Beschreibung der Tanzschritte.

Durchgänge und Wände

Tanzen wir eine Choreographie von Anfang bis Ende, ist das ein Durchgang. Da ein Durchgang zeitlich kürzer als die Musik ist, beginnen wieder von vorn. Das wiederholt sich solange, bis die Musik zu Ende ist.
Jeder Durchgang beginnt mit Blick auf eine bestimmte Wand im Raum; im Freien stellen wir uns die Wänden einfach vor. Am Ende des Durchgangs kann es sein, dass wir auf eine andere Wand schauen. Glücklicherweise gibt es nur 4 Wände. Haben wir an allen 4 Wänden mit einem Durchgang begonnen, dann wäre das ein 4-Wall-Tanz.
Es gibt (und mehr kann es nicht sein):
1-Wall-, 2-Wall-, 3-Wall- und 4-Wall-Tänze)
Es ist etwas irritierend, aber üblich, mit dem Wort Wand bzw. Wall einen Durchgang zu bezeichnen. Etwa so: Tanzen wir nochmal eine Wand?

Uhrzeit als Richtung

Zur Orientierung im Raum stellt man sich vor, dass man auf einem Uhren-Zifferblatt steht. Zu Beginn eines Tanzes schauen wir auf eine bestimmte Wand, aber auch auf 12 Uhr.
Die Wand hinter uns ist also 6 Uhr, rechts ist 3 Uhr und links 9 Uhr.
Nach Drehungen findet man in Choreographien manchmal Uhrzeit-Angaben, die ja eigentlich Richtungsangaben sind. Im obigen Beispiel ist nach einer halben Drehung 6 Uhr angegeben, nach der Wiederholung der Drehung 12 Uhr.
Nun kann es gar nicht sein, dass z.B. bei einem 4-Wall-Tanz bei jedem Durchgang an derselben Stelle dieselbe Richtung eingenommen wird. Daher gelten die Uhrzeitangaben immer nur für den Fall, dass der Durchgang bei 12 Uhr begonnen hat.

Beschreibung der Tanzschritte (Counts & Steps)

Beispiel:

Shuffle forward (on diagonal r + l, step, pivot 1/2 2x
1&2   RF Schritt diagonal rechts vor, LF neben RF setzen, RF Schritt diagonal rechts vor  
3&4   LF Schritt diagonal links vor, RF neben LF setzen, LF Schritt diagonal links vor 
5     Schritt nach vorn mit rechts 
6     1/2 Drehung links herum auf beiden Ballen,
      Gewicht am Ende links (6 Uhr) 
7-8   wie 5-6 (12 Uhr) 
Typisch ist ein Unterteilung in Sequenzen zu je 8 Counts (also 8 Grundtakte der Musik). Das Beispiel zeigt eine solche Sequenz.
Die erste Zeile ist eine Zusammenfassung der zu tanzenden Schritte der Sequenz. Kennt man den Tanz bereits, ist die Kurzfassung eine prima Erinnerungshilfe.
Es folgen in jeder Zeile linksseitig als Zahlen die Counts, rechtsseitig die Schrittbeschreibung. Counts zählen jedoch nicht die Schritte, sondern die Grundtakte der Musik!

Die Schrittnamen

Im Beispiel ist genau beschrieben, welcher Schritt mit welchem Fuß (RF: rechter Fuß, LF: linker Fuß) auszuführen ist. In der Kurzfassung des Beispiels werden bekannte Schrittnamen verwendet.
Es gibt verbreitete und bekannte Namen für Tanzschritte, in der Praxis jedoch findet man gelegentlich abweichende; und manchmal werden neue Schrittbezeichnungen erfunden. Man erlernt die Schrittnamen im Laufe der Zeit.

Vom Grundtakt abweichende Count- und Schrittzahlen

Im einfachsten Fall nimmt man, dass bei jedem Takt (also Count) genau ein bestimmter Tanzschritt ausgeführt wird. Das trifft für viele Tänze auch zu. In der Choreographie könnte das so aussehen:
Beispiel:
Rock Side R, Stomp R, Stomp R, Rock Side L, Step L, Stomp R
1,2  RF Rockstep zur Seite, Gewicht zurück auf LF
3,4  RF Stomp Up, RF Stomp
5,6  LF Rockstep zur Seite, Gewicht zurück auf LF
7,8  LF Schritt nach vorn, RF Stomp Up

Zwischenschritte

Im ersten Beispiel oben gibt es die Notierung 1&2. Diese Angabe meint zwei Takte, nämlich 1 und 2. Das &-Zeichen dazwischen kennzeichnet die Stelle zwischen beiden Takten.
So einen Zwischentakt gibt man an, wenn nicht nur auf dem Grundtakt, sondern auch zwischen zwei Takten ein Schritt getanzt werden soll. Demzufolge sind rechts drei Schritte angegeben, der erste auf 1, der zweite auf & und der dritte auf 2.
Das bedeutet, dass der Tanz sich zwar am Grundtakt orientiert, bestimmte Passagen aber mit doppelter Geschwindigkeit getanzt werden. Das folgende Beispiel zeigt eine Seqenz, die durchgängig mit doppelter Geschwindigkeit getanzt wird. Wir haben 8 Counts, aber 16 Schritte.
Beispiel:
SYNCOPATE FORWARD, BACK, FORWARD, FORWARD, HEEL JACK, HEEL JACK
&1&2  Small step right forward, step left together, small step right back, step left together
&3&4  Small step right forward, step left together, small step right forward, step left together
&5&6  Step right slightly back, touch left heel forward, step left together, step right in place
&7&8  Step left slightly back, touch right heel forward, step right together, step left in place
Vielleicht erscheint das & vor der 1 rätselhaft, gemeint ist ein Zwischenschritt zwischen dem Takt 8 der vorhergehenden Sequenz und dem Takt 1 dieser Sequenz.

a-Schritte - das Ende der Fahnenstange?

In letzter Zeit (Mitte 2018) tauchen häufiger Choreographien auf, die an bestimmten Stellen mit der vierfachen Geschwindigkeit getanzt werden. In dem Fall werden zwischen den Grunktakt(Zahl) und einem Zwischenschritt(&) ein "Zwischen-Zwischenschritt" eingefügt, und zwar mit dem Kleinbuchstaben a. Das folgende Schema verdeutlicht das Prinzip.
1 2 3   Grundtakt
1 & 2 & 3   doppelt so schnell mit Zwischen-Schritten
1 a & a 2 a & a 3   viermal so schnell mit Zwischen- und a-Schritten
Eine Notierung mit wirklich allen a- und Zwischenschritten wie in der letzten Zeile des Schemas wird kaum vorkommen. Ein reales Beispiel sieht so aus:
1     LF step fwd & sweep RF fwd
2&a3  RF cross over LF, 1/4 turn R & LF step back, RF step side, LF cross over RF & sweep RF fwd
4a5   RF cross over LF, LF step side, RF cross behind LF & sweep LF back
...
Die Notierung in der 2.Zeile ist eindeutig. Die Notierung in der 3.Zeile (4a5) dagegen nicht. Es kann der a-Schritt gleich nach dem Count 4 gemeint sein oder der direkt vor Count 5. In den meisten Fällen steht der a-Schritt vor einem Grundtakt. Aufklärung kann ein Tanzvideo bringen, am besten eins, wo der Choreograph selbst tanzt.

Ein e für ein a

Es geht jedoch genauer. Für a-Schritte, die hinter einem Grundtakt stehen, wird oft der Buchstabe e verwendet. Angewandt auf das Beispiel oben siehst das so aus:
1 e & a 2 e & a 3   viermal so schnell mit Zwischen- und a-Schritten, Position unterschieden durch e oder a
Und das ist dann absolut eindeutig.